Rainer M?ller (geb. 1966)
B?rgerrechtler

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Rainer M?ller, am 26. September 1966 in Borna bei Leipzig geboren, wurde aufgrund seiner oppositionellen Haltung nicht zum Abitur zugelassen. Er geriet bereits in der Schulzeit mit dem SED-Staat in Konflikt, da er sich schon als Jugendlicher in der Kirche engagierte, nicht an der Jugendweihe teilnahm und den Aufn?her ?Schwerter zu Pflugscharen? an seiner Kleidung trug. Er absolvierte eine Maurerlehre, eine Anstellung im Ausbildungsbetrieb blieb ihm aufgrund seiner kritischen Haltung zum Staat jedoch verwehrt. So arbeitete er zun?chst als Betriebshandwerker in kirchlichen Einrichtungen in Borna. 1984 beantragt er den waffenlosen Wehrdienst (Bausoldat) und entschlie?t sich zwei Jahre sp?ter zur Wehrdiensttotalverweigerung. Auf dem zweiten Bildungsweg studierte er an der kirchlichen Hochschule am Theologischen Seminar in Leipzig (ThSL), wo man ihn aber aufgrund politischer Aktivit?ten exmatrikulierte.

Von 1985-87 war er Mitherausgeber der Samisdat-Zeitschrift ?Namenlos?. Ab Mitte der 1980er Jahre engagierte er sich in mehreren oppositionellen Gruppen, er war Mitglied im Arbeitskreis Solidarische Kirche (AKSK), in der Arbeitsgruppe Menschenrechte (AGM), der Umweltgruppe Borna, war Sprecher des Arbeitskreis Gerechtigkeit (AKG) sowie Mitglied der Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM). Er ?bersetzte Samisdat-Literatur tschechischer B?rgerrechtler ins Deutsche, beteiligte sich am Olof-Palme-Friedensmarsch im September 1987 und am Plei?e-Gedenk-Umzug im Juni 1988 (vgl. dazu auch den Plei?epilgerweg 1989).

Aus Protest gegen den Ausschluss der Basisgruppen an der Gestaltung der Friedensgebete in der Nikolaikirche durch die Kirchenleitung nach der Sommerpause 1988, verteilten Rainer M?ller und andere B?rgerrechtler T?cher mit der Aufschrift ?Redeverbot?. Fortan etablierte sich der Platz vor der Kirche als Versammlungsort, die Gruppen verlasen nun hier ihre Aufrufe und Protesterkl?rungen und verteilten Flugbl?tter.

Wegen geplanter oppositioneller Aktionen wurde Rainer M?ller im Vorfeld der Demonstration zum Luxemburg-Liebknecht-Gedenken am 15. Januar 1989 verhaftet, aber nach zahlreichen Protesten aus dem In- und Ausland eine Woche sp?ter wieder entlassen.

Das Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS) erfasste Rainer M?ller in der operativen Personenkontrolle (OPK) ?Aktion? und bearbeitete ihn ab 1987 im operativen Vorgang (OV) ?M?rtyrer?.

Rainer M?ller verfasste auch zusammen mit anderen den Aufruf zur Gewaltlosigkeit, der sich an Einsatzkr?fte und Demonstranten richtete (?... Reagiert auf Friedfertigkeit nicht mit Gewalt! Wir sind ein Volk. Gewalt unter uns hinterl??t ewig blutende Wunden! ...?) und den sie auf der Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 verteilten.

1993 trat Rainer M?ller dem Neuen Forum bei, wo er heute noch aktiv ist. In den 1990er Jahren absolvierte er ein Studium der Geschichte und Politikwissenschaft. Heute lebt er als freiberuflicher Historiker in Leipzig.


Glossar
Literatur