Mauer und Unfreiheit. Das Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS) und die Volkspolizei griffen ein und vertrieben die Jugendlichen zum Teil brutal mit Schlagst?cken. In der FDJ setzte sich in der Folge der Standpunkt durch, dass man den Einfluss auf die Jugend immer mehr verliere, wenn man der Westorientierung der Jugendlichen nicht entgegensteuern w?rde. Ein Ergebnis dieser ?berlegungen war, etablierte Musiker der internationalen Szene in der DDR auftreten zu lassen.Am 19. Juli 1988 trat der Rocks?nger Bruce Springsteen aus den Vereinigten Staaten beim von der FDJ organisierten ?5. Berliner Rocksommer? in Berlin-Wei?ensee auf. Obwohl die FDJ einen Gro?teil der Karten vorab an linientreue Junggenossen der
SED verteilte, dr?ngten auch zahlreiche echte Springsteen-Fans, die zu tausenden aus der gesamten Republik angereist waren, auf das Konzertgel?nde. Offiziell wurde von 160.000 Zuschauern berichtet, es sollen aber in Wirklichkeit um die 200.000 gewesen sein. Der Rockstar wurde von den Massen gefeiert, die Zuschauer schwenkten selbst gemalte Plakate und US-Fahnen. Das Konzert wurde zum Statement f?r Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung und verst?rkte die Sehnsucht nach Freiheit. An diesem Tag konnte die Staatssicherheit nur zuschauen. Aus Angst vor ?unliebsamen ?berraschungen? wurde das Konzert zeitversetzt und zensiert im DDR-Fernsehen und beim Jugendsender ?DT 64? ?bertragen.Mit ihrer kulturellen Neuausrichtung konnte die FDJ die Symptome der Westorientierung zwar ein wenig eind?mmen, aber an der Ursache, n?mlich an der Verschlossenheit des politischen Systems ?nderte sie nichts. So bewirkte das Konzert das Gegenteil von dem, was die SED beabsichtigte: n?mlich die zunehmend frustrierte Jugend ruhig zu stellen und den Auftritt Springsteens gleichzeitig als Beleg f?r Frieden, Weltoffenheit und Toleranz sowie f?r den Kampf gegen den ?parasit?ren Imperialismus? auszulegen.
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