Geschichte

Am Abend des 4. Dezember 1989 gelang ein in der Welt einmaliger Akt von Demokratie. Wie in anderen Bezirksstädten der DDR besetzten auch in Leipzig Bürger im Anschluss an die Montags-demonstrationen gewaltlos die Zentrale der Staatssicherheit und stoppten die seit Tagen laufende Aktenvernichtung. Sie lähmten und entmachteten ein wesentliches Element des SED-Unterdrückungsapparates. Erstmals konnte die Zerstörungsarbeit eines Geheimdienstes beendet und in der Folgezeit offen gelegt werden.

Anlässlich der ersten Kontrollen in den Dienstgebäuden des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bildete sich in der Nacht nach der Besetzung der Stasi Zentrale das Bürgerkomitee Leipzig für die Auflösung der Staatssicherheit. Es entstand aus dem losen Verbund engagierter Bürger, die Tag und Nacht in der "Runden Ecke" über Tausende Akten wachten. Von Anfang an war es Mittler zwischen den Hunderttausenden Demonstranten und der Staatssicherheit und damit der Öffentlichkeit verpflichtet. Neben der Auflösung des MfS und der Sicherung der Akten stand immer auch die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Funktionsweise der SED-Diktatur im Mittelpunkt der Bemühungen. Das Bürgerkomitee hat an der gesetzlichen Regelung zum Umgang mit den Stasi-Akten ebenso mitgearbeitet, wie es sich mit öffentlichen Veranstaltungen für eine aktive Auseinandersetzung mit der jüngsten deutschen Geschichte engagiert. Bis heute bringt es sich intensiv in die Aufarbeitungsdebatte ein und begleitet u.a. die Entwicklung des Stasi-Unterlagen-Gesetz im Punkt StUG-Debatte oder die Diskussion um den Umgang mit ehemaligen Mitarbeitern der Staatssicherheit kritisch.

Am 16. 04. 1991 konstituierte sich das Bürgerkomitee Leipzig als eingetragener Verein.

Mit der endgültigen Übergabe der Verantwortung über die Stasi-Akten aus dem Bezirk Leipzig an die neugebildete Behörde des Sonderbeauftragten für die Stasi- Unterlagen (ab 01. 01. 1992) konzentrierte sich das Bürgerkomitee Leipzig auf die Aufarbeitung der 40jährigen SED-Diktatur, vor allem am Beispiel der Staatssicherheit. Zentrum der vielfältigen Aktivitäten wurde die Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit dem Museum im Stasi-Bunker.