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Freitag, den 26. Februar 2010

01.03.2010, 19.00 Uhr: "Wir sind das Volk!" - Montagsgespräch mit Erich Loest

Kategorie: Pressemitteilung

Am 1. März 2010, um 19.00 Uhr begrüßt das Bürgerkomitee den bekannten Schriftsteller und Chronisten im Museum in der „Runden Ecke“

„Mein Leben in der DDR war schlecht“, so knapp und eindeutig ist Erich Loests Blick auf die SED-Diktatur heute. Der Schriftsteller, der mit seinem Roman Nikolaikirche der Stadt Leipzig und der Friedlichen Revolution 1989 ein literarisches Denkmal setzte, wird beim kommenden Montagsgespräch ausführlich aus seinem Leben erzählen und Resümee ziehen. War der er zu Beginn der 1950er noch Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, und unterstütze das Regime propagandistisch, so folgte bald der Bruch, verbunden mit Haft, Unterdrückung und schließlich der Ausreise. „Im Westen war es gut“, so Loest heute.

Erich Loest wurde 1926 in Mittweida geboren und nach dem Abschluss der Oberschule 1944 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach 1945 holte er sein Abitur nach und trat der SED bei. Einer kurzen Beschäftigung bei der Leipziger Volkszeitung folgte eine Zeit als freischaffender Schriftsteller.

Während sich Loest nach der gewaltsamen Niederschlagung des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 öffentlich noch loyal zur SED verhielt, so distanzierte er sich nur wenige Jahre später von der offiziellen Linie der Partei. 1957 wurde er, nach einem Vorschlag zu mehr Demokratisierung, wegen „konterrevolutionärer Gruppenbildung“ inhaftiert und aus der SED ausgeschlossen. Nach sieben Jahren Haft im Zuchthaus Bautzen II setzte er sich aktiv mit der Zensur in der DDR auseinander und trat aus dem Schriftstellerverband, dem er bis dahin angehört hatte, aus.

1981 siedelte er aufgrund des wachsenden Drucks nach Westdeutschland über, wo er weiter erfolgreich als Schriftsteller arbeitete und sich ausgiebig mit der deutschen Teilung, der  Geschichte Leipzigs und später der Wiedervereinigung beschäftigte. So stellt er in seinem bekannten verfilmten Werk „Nikolaikirche“ die Geschehnisse rund um die Montags-demonstrationen dar, mit der Dokumentation „Die Stasi war mein Eckermann oder mein Leben mit der Wanze“ setzte er sich mit seinen MfS-Akten auseinander. Seit 1990 lebt Erich Loest wieder in Leipzig und ist seit 1996 Ehrenbürger der Stadt.

Moderiert wird die Veranstaltung von Reinhard Bohse, 1989 Mitbegründer des Neuen Forums in Leipzig, und Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“. Der Eintritt ist frei.

Vorschau: Erich Loest im Gespräch am 1. März – über Erich Loest im Gespräch am 19. März 2010

Nach dem Montagsgespräch in der „Runden Ecke“ wird die Schriftstellerin Regine Möbius im Rahmen der Leipziger Buchmesse am 19.03.2010, an gleicher Stelle ihr Buch „Wortmacht und Machtwort – der politische Loest“ vorstellen. Im neunten Lebensjahrzehnt des Schriftstellers hat Regine Möbius den unerhörten Fundus des Loest-Archivs der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig genutzt, um Zeugnis abzulegen über geschichtliche Brüche, kulturpolitische Weichenstellungen und das intellektuelle Engagement des leidenschaftlichen Demokraten und Bürger Erich Loest.

Die Lesung wird als eine von insgesamt 18 Veranstaltungen in der „Runden Ecke“ stattfinden. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Veranstaltungen.