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Mittwoch, den 17. März 2010

Die Stasi, der Westen und 20 Jahre der Aufarbeitung: „Leipzig liest“ im Museum in der „Runden Ecke“

Kategorie: Pressemitteilung

Vom 18. bis 21. März 2010 lädt das Bürgerkomitee zu 18 Buchpremieren, Lesungen und Diskussionen ein

Auch 20 Jahre nach der Friedlichen Revolution und der deutschen Wiedervereinigung hält die DDR-Aufarbeitung immer noch neue Erkenntnisse bereit, die von Schriftstellern, Journalisten und Wissenschaftlern in unterschiedlichster Form aufbereitet wurden. Das Bürgerkomitee Leipzig e.V. als Träger des Museums in der „Runden Ecke“ mit dem Museum im Stasi-Bunker. stellt mit seinem Programm Autoren vor, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem demokratischen Aufbruch von 1989/90, der Aufarbeitung der Stasi und der SED-Diktatur sowie dem Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten beschäftigen.

Der Zufall will es, dass der Beginn der Leipziger Buchmesse mit dem 20. Jahrestag der ersten und letzten freien Volkskammerwahl am 18.03.1990 zusammen fällt, die den Weg zur deutschen Wiedervereinigung ebnete. Aus diesem Anlass diskutieren namhafte Historiker am 18.03.2010 unter dem Motto „Genug der Forschung?“ über die Ergebnisse der Friedlichen Revolution und den heutigen Forschungsstand.

Die epochalen Ereignisse der Jahre 1989/90 und die letzten 20 Jahre beleuchten auf ganz unterschiedliche Weise am 19.03. die bekannten Autoren Stephan Krawczyk und Jana Hensel. Der Blick zurück auf den Umbruch der Jahre 1989/90 wirft die amerikanische Jugendbuchautorin Holly-Jane Rahlens, die ihr Buch „Mauerblümchen“ vorstellt und damit besonders jungen Lesern das Thema humorvoll näher bringt.

Die Blicke von „drüben“ auf die DDR werden in der neuesten Ausgabe des Magazins zur Aufarbeitung der SED-Diktatur „Horch und Guck“ am 20.03.2010, um 16.00 Uhr diskutiert. Dabei zeigt sich, dass die DDR im Bewusstsein Westdeutschlands selbst zu Zeiten, als das Interesse am Osten nahezu zu schwinden schien, immer präsent war.

Daneben ist es dem Bürgerkomitee wieder ein wichtiges Anliegen, mit Buchvorstellungen, Premieren und Diskussionen zur Aufarbeitung von SED-Diktatur und Staatssicherheit beizutragen. In einer Neuerscheinung beleuchtet der Historiker Kai Schlüter die Stasi-Akte von Günter Grass, der über Jahrzehnte beschattet wurde. Wie weit der Einfluss der Stasi nach Westdeutschland reichte, wurde 2009 schlagartig nach der Enttarnung des West-Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras, der 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, als Stasi-IM und Mitglied der SED klar. Die Journalisten Sven Felix Kellerhoff und Armin Fuhrer stellen jeweils ihre Monographien vor. Einen weiterer prominenter Fall der Enttarnung ist die von Ibrahim Böhme im Jahr 1990, damals einem der Hoffnungsträger ostdeutscher Politik, von dem nun erstmals ein rekonstruierter Lebenslauf vorliegt. Darüber diskutiert die Autorin Christiane Baumann mit den Zeitzeugen Hans-Jürgen Börner und Wolfgang Templin.

Neben der Aufarbeitung in Deutschland blickt das Bürgerkomitee diesmal auch ins Ausland: In einem Themenabend setzen sich die drei rumänien-deutschen Schriftsteller Richard Wagner, Helmuth Frauendorfer und Johann Lippet mit der Akte, die der berüchtigte Geheimdienst Securitate über sie anlegte, auseinander.

Am Sonntag lädt das Bürgerkomitee zum Abschluss von „Leipzig liest“ zu einer fotografischen Zeitreise ein: Am 21.03.2010, um 11.00 Uhr stellen der Fotograf Harald Hauswald und die Autorin Jutta Voigt den Fotoband „Auferstanden aus Ruinen“ vor, mit einer Fotoausstellung zur späten DDR und der Zeit der Friedlichen Revolution bis heute.

Das Bürgerkomitee ist mit insgesamt 18 Veranstaltungen bei „Leipzig liest“ vertreten. Gelesen wird in den originalerhaltenen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit, die eine besondere Atmosphäre für Autoren und Publikum schaffen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

„Leipzig liest“ 2010: Die Stasi im Fokus

Die neuesten Forschungen und Enthüllungen zu Arbeitsweise der Staatssicherheit stehen in diesem Jahr besonders im Mittelpunkt: Die spektakuläre Enttarnung des Polizisten Karl-Heinz Kurras, der im Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, als Stasi-IM und SED-Mitglied thematisieren die beiden Journalisten Sven-Felix Kellerhoff (18.03.2010, 18.00 Uhr) und Armin Fuhrer (20.03.2010, 18.00 Uhr) in ihren Neuerscheinungen. Die jahrzehntelange Bespitzelung des Schriftstellers Günter Grass durch das MfS analysiert am 18.03.2010, um 16.30 Uhr Kai Schlüter anhand dessen Akte.

Wie sich der Hoffnungsträger der Ostdeutschen Politik 1990 Manfred „Ibrahim“ Böhme als gut getarnter und übereifriger Stasi-Spitzel entpuppte, diskutiert ebenfalls am 18.03.2010, um 14.00 Uhr Christiane Baumann mit den Zeitzeugen Hans-Jürgen Börner und Wolfgang Templin. Vom Verhältnis von Kirche und Staatssicherheit berichtet der Theologe Ludwig Große (18.03.2010, 19.00 Uhr). Die neuesten Erkenntnisse zur Arbeitsweise der Stasi 1976, dem Jahr der Biermannausbürgerung, in dem immer mehr Menschen dem SED-Regime den Rücken kehrten, hat der BStU-Mitarbeiter Siegfried Suckut zusammengetragen und wird darüber mit Gedenkstättenleiter Tobias Hollitzer am 20.03.2010, um 14.00 Uhr diskutieren.

Neben der Stasi steht in diesem Jahr auch ihr rumänisches Pendant, die berüchtigte Securitate im Mittelpunkt. Am 20.03.2010, um 19.00 Uhr und 21.00 lesen die drei rumäniendeutschen Schriftsteller Helmuth Frauendorfer, Richard Wagner und Johann Lippet aus ihren Akten vor. Die vielen Neuerscheinungen zeigen, wie komplex der der Umgang mit dem Erbe der kommunistischen Diktatur bis heute ist. Den damit verbundenen Debatten soll bei „Leipzig liest“ im Museum in der „Runden Ecke“ Raum gegeben werden.

 

Alle Veranstaltungen im Überblick

·       Donnerstag, 18. März 2010, Leipzig Liest:

14.00 Uhr:         Buchvorstellung

Christiane Baumann

Manfred „Ibrahim“ Böhme – Ein rekonstruierter Lebenslauf

Wie sich der Hoffnungsträger der ostdeutschen Politik 1990 als gut getarnter und übereifriger Stasi-Spitzel entpuppte, diskutiert die Autorin mit den Zeitzeugen Hans-Jürgen Börner und Wolfgang Templin.

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

16.30 Uhr:     BUCHPREMIERE

Kai Schlüter

Günter Grass im: Die Stasi-Akte

„Angefallen wegen Provokation“ – so beginnt im August 1961 die Stasi-Akte von Günter Grass, der bis 1989 unter regelmäßiger Überwachung des DDR-Geheimdienstes stand. Bereichert wird das Werk durch zahlreiche Fotos sowie Kommentare von Günter Grass.

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

      18.00 Uhr:     BUCHPREMIERE

Sven Felix Kellerhoff

Die Stasi und der Westen: Der Kurras-Komplex

Seit der Westberliner Polizist Karl-Heinz Kurras, der am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, überraschend als Stasi-IM entlarvt wurde, ist klar, wie weit der Einfluss des MfS nach Westdeutschland reichte. Erzählt wird eine haarsträubende Geschichte, die vermeintliche Gewissheiten infrage stellt.

Moderation: Tobias Hollitzer

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

      19.00 Uhr:     Buchpremiere

Ludwig Große

Einspruch!.

Das Verhältnis von Kirche und Staatssicherheit im Spiegel von gegensätzlichen Überlieferungen

Der Autor stellt kirchliche Quellen und seine eigenen Erfahrungen den Stasi-Akten als Zeugnisse vieler zerstörter Leben gegenüber und fordert einen anderen Umgang mit den Akten des MfS.

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ in der Ausstellung

 

      20.00 Uhr:     Podiumsdiskussion

Genug der Forschung?

Anlässlich des 20. Jahrestages der ersten und letzten freien Volkskammerwahl diskutieren die Autoren wichtiger Monographien den aktuellen Forschungsstand sowie die Bedeutung der Ereignisse der Jahre 1989/90 für die deutsche und die europäische Geschichte.

Begrüßung: Andreas Apelt

Moderation: Rainer Eckert

Es diskutieren: Ilko-Sascha Kowalczuk (angefragt), Wolfgang Schuller, Michael Richter, Jens Schöne

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

·       Freitag, 19. März 2010, Leipzig Liest:

14.00 Uhr:     FÜHRUNG

                                                „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“, Stadtrundgang zu den Brennpunkten des Jahres 1989;

Treffpunkt: Hauptportal Nikolaikirche

 

15.00 Uhr:        Buchvorstellung

                                               Holly-Jane Rahlens

                               Mauerblümchen

Zwei Wochen nach dem Fall der Mauer trifft die Deutsch-Amerikanerin Molly auf den Schauspielstudenten Mick aus Ost-Berlin. Eine Geschichte über die erste Liebe und die ehemals geteilte Stadt beginnt.

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

     16.30 Uhr:     Lesung und Konzert

Stephan Krawczyk

Der Himmel fiel aus allen Wolken

Auf poetische Weise erinnert sich der bekannte Musiker und Autor an die Zeit von seiner Ausbürgerung 1988 bis zu seiner Rückkehr in die veränderte DDR Ende 1989.

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

          18.30 Uhr:     Buchvorstellung und Lesung

Regine Möbius

Wortmacht und Machtwort – Der politische Loest

Beleuchtet wird das Leben von Erich Loest, der sich nicht nur als Schriftsteller und Chronist sondern auch durch sein bürgerrechtliches Engagement und den Drang zur Demokratie einen so bedeutenden Namen in der Öffentlichkeit machte.

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

      19.00 Uhr:        Buchvorstellung und Lesung

Achim Walther

Die eisige Naht

Im Zentrum des Buches steht das Regime, das sich rund um die innerdeutsche Grenze etablierte, speziell das Schicksal der einzelnen Personen, das fest daran geknüpft war

Moderation:

Ort: Museum in der „Runden Ecke“, Ausstellung

 

      20.30 Uhr:     Lesung

Jana Hensel

Achtung Zone

Dass Ostdeutsche mehr sind als defizitäre Westdeutsche, zeigt die Autorin der „Zonenkinder“ in ihrem neuesten Buch.

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

·       Sonnabend, 20. März 2010, Leipzig Liest

11.00 Uhr:     BUCHPREMIERE

                         Gerd Koenen

                         Was war der Kommunismus

Der Autor untersucht eines der folgenreichsten Kapitel des 20. Jahrhunderts: Die Dynamik und den raschen Zerfall der kommunistischen Bewegungen und Staatsgründungen.

Moderation: Bernd Hosfeld

Ort: Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

 

14.00 Uhr:     Buchvorstellung

Siegfried Suckut

Die DDR im Blick der Stasi 1976 – Die geheimen Berichte an die SED-Führung

Der Band dokumentiert unter anderem, wie die Stasi auf den wachsenden Unmut der Bürger, die vermehrten Ausreiseanträge und die Ausbürgerung Biermanns reagierte. Er ist eine einzigartige Quelle zur politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation in der DDR im Jahr 1976.

Moderation: Tobias Hollitzer

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

14.00 Uhr:        FÜHRUNG

                                                „Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“, Stadtrundgang zu den Brennpunkten des Jahres 1989;

Treffpunkt: Hauptportal Nikolaikirche

 

          16.00 Uhr:        HEFTPREMIERE

Horch & Guck

Der Osten im Westen: Blicke „von Drüben“ auf die DDR

Nach der Vorstellung der neuesten Ausgabe von „Horch und Guck“, einer Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED Diktatur, diskutieren Bernd Eisenfeld und Michael Kubina

Moderation: Peter Grimm

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

          18.00 Uhr:     Buchvorstellung

Armin Fuhrer

Wer erschoss Benno Ohnesorg? Der Fall Kurras und die Stasi

Das Buch beleuchtet wie der Polizist, der 1967 Benno Ohnesorg erschoss, für die Stasi arbeitete und wie intrigant das MfS innerhalb der West-Berliner Polizei agierte.

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

      19.00 Uhr:        LESUNG UND DISKUSSION

Helmuth Frauendorfer / Richard Wagner

Als „Eva“ Informantin war

Die beiden rumäniendeutschen Schriftsteller und Lyriker stellen ihre literarischen Texte den Akten der berüchtigten Geheimpolizei Securitate gegenüber und zeigen, wie diese gegen sie agierte

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ Ausstellung

 

          20.00 Uhr:     BUCHVORSTELLUNG UND PODIUMSDISKUSSION

Helmuth Goerlich / Torsten Schmidt

Res sacrae in den neuen Bundesländern

Wem die 1968 gesprengte Leipziger Universitätskirche gehört, darüber ist in den letzten Jahren viel gestritten worden. Nun werden erstmals die (kirchen-)rechtlichen Aspekte untersucht.

Es diskutieren im Anschluss neben dem Autor Helmut Goerlich: der Universitätsprediger Rüdiger Lux, der Vorsitzende der Stiftung Universitätskirche St.Pauli zu Leipzig Martin Oldiges, der Präsident des ev. Landeskirchenamtes Sachsen Johannes Kimme und der Finanzminister des Freistaates Sachsen Georg Unland (angefragt).

Moderation: Dankwart Guratzsch

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

      21.00 Uhr:     LESUNG UND DISKUSSION

Johann Lippet

Das Leben einer Akte - Chronologie einer Bespitzelung durch die Securitate

Der rumäniendeutsche Schriftsteller fand Verborgenes und Erschreckendes in seiner Akte, die der berüchtigte Geheimdienst in den Jahren 1972-1987 von ihm anlegte. Daraus entstand eine präzise Analyse der Unterdrückung und Diffamierung.

Moderation: Helmuth Frauendorfer

Ort: Museum in der „Runden Ecke“, Ausstellung

 

·       Sonntag, 21. März 2010, Leipzig Liest:

          11.00 Uhr:        Matinée Lesung und Fotoausstellung

Harald Hauswald / Jutta Voigt

Auferstanden aus Ruinen

Hauswalds beeindruckende Fotographien aus vier Jahrzehnten DDR-Geschichte in Kombination mit den Texten der Journalistin und Feuilletonistin Jutta Voigt geben bis heute einen tiefgründigen Einblick in die Alltagskultur der späten DDR. Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal