Sie sind hier: Runde-Ecke-Leipzig.de / Presse

einzelne Meldung

Mittwoch, den 15. Juni 2011

Gedenkfeier für die Opfer des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 in Leipzig

Kategorie: Pressemitteilung

Am 17. Juni 2011, um 17.00 Uhr, lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. mit Opferverbänden der SED-Diktatur in der Leipziger Straße des 17. Juni zu Gedenkfeier und Kranzniederlegung ein

Seit 1945 gab es Widerstand gegen die Errichtung und Etablierung einer kommunistischen Diktatur im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands, der einen Höhepunkt in den Protesten vom 17. Juni 1953 fand. In diesem ersten antidiktatorischen Aufstand im kommunistischen Machtbereich zeigte sich das Streben der Menschen in der DDR nach Demokratie und Freiheit, das am militärischen Eingreifen der sowjetischen Besatzungsmacht scheiterte und zahlreiche Menschen das Leben kostete. Mit Unterstützung der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) und anderer Opferverbände lädt das Bürgerkomitee zu einer Gedenkfeier auch abseits der runden Jubiläen ein.

Gedenkrede von Bürgerrechtlerin Freya Klier und Zeitzeugin Brigitte Dienst

In diesen ersten flächendeckenden Protesten gegen das SED-Regime zeigte sich das Streben der Menschen in der DDR nach Demokratie und Freiheit, das erst 1989 durch die Friedliche Revolution erfüllt wurde. Um diesen Bogen zu schlagen, werden die Regisseurin und bekannte DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier sowie die Zeitzeugin Brigitte Dienst, Schwester des am 17. Juni 1953 in Leipzig erschossenen Paul Ochsenbauer, sprechen. Musikalisch umrahmt wird die Feier von den „Leipziger Blechbläsersolisten“.

 

„Die Sowjets in Leipzig“, Podiumsdiskussion am 17. Juni 2011, um 19.00 Uhr, im Museum in der „Runden Ecke“

Am 19. April 1945 war Leipzig durch die US-Armee von der NS-Diktatur befreit worden. Mit dem Einmarsch der Roten Armee in Leipzig am 2. Juli 1945 endeten die in den Vorwochen unter amerikanischer Besatzung begonnenen Demokratisierungsversuche. Besonders mit der Unterstützung des sowjetischen Geheimdienstes NKWD begann nun der Aufbau einer kommunistischen Diktatur, gegen die die Menschen 1953 auf die Straße gehen sollten.

 

Zwei ausgewiesene Experten werden am Abend des 17. Juni über die erste Phase der Diktatur und die Rolle des sowjetischen Geheimdienstes NKWD sprechen und mit dem Publikum diskutieren. Dr. Jan Foitzik (Institut für Zeitgeschichte, Berlin) forscht schwerpunktmäßig zum Thema Kommunismusgeschichte, Mike Schmeitzner (Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, Dresden) zur Geschichte der SBZ und frühen DDR sowie Sachsens. Moderiert wird die Podiumsdiskussion von Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.

 

Den 17. Juni 1953 als Schlüsseldatum der deutschen Freiheitstradition erinnern

Mit der blutigen Niederschlagung des friedlichen Volksaufstandes von 1953 scheiterte zugleich der Versuch großer Teile der ostdeutschen Bevölkerung, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und die deutsche Einheit durchzusetzen. 1953 und 1989 sind Schlüsseldaten in der Geschichte von Widerstand und Opposition in der ganzen DDR. In Leipzig demonstrierten am 17. Juni 1953 zehntausende friedlich, die Sicherheitskräfte der DDR und die Besatzungstruppen reagierten brutal: Allein neun Menschen wurden in Leipzig getötet, viele andere verletzt. Unzählige Demonstranten erhielten hohe Haftstrafen. Nur so konnte die SED ihre diktatorische Herrschaft weiter gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung sichern.

 

Genau wie dem Herbst ´89 sollte auch dem 17. Juni 1953 in Leipzig ein jährliches Gedenken zuteil werden, um das Bewusstsein für den Freiheitswillen der DDR-Bevölkerung wach zu halten. Anders als die erfolgreiche Überwindung der SED-Diktatur durch die Friedliche Revolution stellt der 17. Juni ein Trauma in den demokratischen Bestrebungen der DDR-Bürger dar. Gerade dieses Ereignis darf deshalb nicht vergessen werden. Da es in den nächsten Jahren zudem immer weniger Zeitzeugen geben wird, ist die Etablierung einer regelmäßigen Gedenkfeier in Leipzig besonders wichtig, stehen doch die Opfer des Volksaufstandes exemplarisch für den Widerstand gegen die kommunistische Diktatur seit 1945 und müssen eine entsprechende Würdigung erfahren.