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Mittwoch, den 24. August 2011

Museum im Stasi-Bunker feiert im September 15jähriges Jubiläum - Einladung zur Presserundfahrt am 7. September 2011, 11.00 Uhr

Kategorie: Pressemitteilung

Vom Bunker zum Bürgerkomitee: Ehemaliger Stasi-Bunker bei Machern heute Teil einer einmaligen Gedenkstättenkombination

Im Zuge der Friedlichen Revolution wurden nicht nur die zentralen Arbeitsstätten des DDR-Geheimdienstes besetzt und aufgelöst, sondern auch Objekte entdeckt, von denen bis dahin niemand etwas geahnt hatte. Für den Kriegsfall hielt das MfS geschützte Ausweichobjekte bereit, die unter großer Geheimhaltung in jedem der 15 Bezirke gebaut wurden. Im Dezember 1989, unmittelbar nach dem Ende des SED-Regimes, wurde die Ausweichführungsstelle des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig (AFüSt) vom Pfarrer des Ortes Machern entdeckt. Die gerade erst gebildeten Bürgerkomitees aus Leipzig und Wurzen setzten sich frühzeitig für den Erhalt dieser Anlage als Gedenkstätte ein. 1996 - zum Tag des offenen Denkmals – wurde der Bunker dann erstmals als Museum geöffnet und kann seitdem regelmäßig besichtigt werden. Im September dieses Jahres wird der Verein das 15-jährige Jubiläum mit einem umfangreichen Festprogramm begehen.

 

Das Museum im Stasi-Bunker ist heute die einzige erhaltene Ausweichführungsstelle der Stasi mit fast vollständig erhaltener Originaleinrichtung und befindet sich in Trägerschaft des Bürgerkomitee Leipzig e.V. Der gemeinnützige Verein betreibt mit den Einrichtungen in Leipzig – der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ - und in Machern – dem Museum im Stasi-Bunker - eine bundesweit einmalige Gedenkstättenkombination aus ehemaliger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und der dazugehörigen Ausweichführungsstelle. Beide Einrichtungen sind in ihrer Kombination einzigartige Zeitzeugnisse, die eine der wichtigsten Epochen der jüngeren deutschen Geschichte dokumentieren. Sie stehen exemplarisch für die Entwicklung im Osten Deutschlands und beleuchten diese anhand der Geschichte des Geheimdienstes der DDR.

 

7. September 2011, 11.00 Uhr: Presserundfahrt zur Mobilmachungsplanung der Stasi im Raum Leipzig

Bereits am Mittwoch, den 7. September 2011, lädt das Bürgerkomitee zu einer Presserundfahrt zu den Ausweichobjekten und den geheimen Kommandozentralen, die die Stasi für den Ernstfall bereithielt, ein. Die Tour beginnt 11.00 Uhr am Museum in der „Runden Ecke“ und führt in die Büroräume des Operativstabes sowie 2 Etagen tief in die Schutzräume der Leipziger Stasizentrale. Die Rundfahrt geht über die alte B6, die „Mobilmachungsroute“, nach Machern. An ausgewählten Gebäuden, die die einzelnen Abteilungen der Staatssicherheit als Ausweichquartier oder geheime Sendestelle nutzen sollten, werden Zwischenstopps eingelegt. Schlusspunkt ist eine Führung durch das Museum im Stasi-Bunker, wo auch die Möglichkeit zu Gesprächen und zum Fotografieren besteht. Die Tour endet nach etwa dreieinhalb Stunden wieder in Leipzig.

Wir bitten um Anmeldung bis zum 2. September 2011 per Email unter:  mail@runde-ecke-leipzig.de oder telefonisch unter 0341/961 2443

 

Bereit für den Ernstfall: Die Mobilmachungsplanungen der Leipziger Staatssicherheit

Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 gab der SED-Führung Anlass die internen Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen. Den bald darauf auf zentraler sowie Bezirks- und Kreisebene gebildeten Einsatzleitungen gehörten die Leiter der „bewaffneten Kräfte“ und der Ministerrat bzw. der Rat des Bezirkes an. Unter Führung des Nationalen Verteidigungsrates sollten sie die staatliche Sicherheit und Handlungsfähigkeit gewährleisten. Im Rahmen der Kriegsvorbereitungen in den 1960er Jahren erließ der Minister des MfS, Erich Mielke, die Direktive 1/67 als geheime Kommandosache. Das Dokument war die Grundlage für die darauf folgende Spannungs- und Mobilmachungsarbeit der Stasi. Für den sogenannten Ernstfall sah der in der Direktive verankerte „Vorbeugekomplex“ vor, durch den Geheimdienst bereits erfasste Personen verschärft zu überwachen, festzunehmen oder in Isolierungslagern gefangen zu halten. Ende der 1980er Jahre waren fast 90.000 Menschen nach einem speziellen Kennziffernsystem im Vorbeugekomplex erfasst. Dank des glücklichen Verlaufs der Friedlichen Revolution im Herbst ´89 kamen diese Pläne nie zur Anwendung.

Umgesetzt wurde allerdings der Bau von Ausweichstellen für den Führungsstab der Bezirksverwaltungen der Stasi, der ebenfalls in der Direktive 1/67 angewiesen wurde. Ab 1968 wurde der Stasi-Bunker bei Machern gebaut, dem weitere Bunker in den 14 anderen Bezirken folgten. Inmitten des Naherholungsgebietes „Lübschützer Teiche“, etwa 30 km östlich von Leipzig, entstand die ehemalige Ausweichführungsstelle des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig – der Stasi-Bunker in Machern. Im Falle eines Krieges sollte der Leiter der Bezirksverwaltung, Generalleutnant Manfred Hummitzsch, sowie sein operativer Einsatzstab und technisches Personal, zusammengesetzt aus etwa 100 Hauptamtlichen, im Bunker bei Machern ihre geheimdienstliche Tätigkeit fortsetzten können. Weitere Mitarbeiter der einzelnen Abteilungen und Diensteinheiten aus der „Runden Ecke“ hätten dezentralisierte Ausweichobjekte in und um Leipzig bezogen, sodass sämtliche Arbeitsbereiche der Leipziger Stasi auch im Kriegsfall aufrechterhalten werden konnten. Mit der Errichtung eines zusätzlichen Neubaus für die Leipziger Bezirksverwaltung kam in den 80er Jahren ein weiterer Schutzkeller hinzu. Die zweite Kelleretage stand etwa 550 hauptamtlichen Stasimitarbeitern als Schutzraum zur Verfügung, falls die Belegung der dezentral gelegen Ausweichobjekte nicht umsetzbar gewesen wäre.

Während der Schutzkeller nur zum Tag des offenen Denkmals besichtigt werden kann, hat die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ täglich geöffnet und das Museum im Stasi-Bunker bietet jedes letzte Wochenende im Monat öffentliche Führungen und die Möglichkeit Sonderführungen zu buchen an.

 

Festprogramm mit Diskussionsrunden, Führungen und Musik

Vom 9. bis 11. September 2011 lädt das Bürgerkomitee zu einem Festprogramm sowohl in die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ in Leipzig als auch ins Museum im Stasi-Bunker in Machern ein, um das Jubiläum und gleichzeitig den Tag des offenen Denkmals zu feiern. Bereits am Freitagabend, den 09. September diskutieren im ehemaligen Stasi-Kinosaal in der Leipziger Gedenkstätte der Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Lutz Rathenow, der Geschäftsführer der Stiftung der Sächsischen Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, und der Vorsitzende der Berliner Unterwelten e.V., Dietmar Arnold, unter dem Titel „Faszination Bunker“ über den Umgang mit authentischen Orten der Zeitgeschichte.

 

Am Samstag, den 10. September 2011 werden von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr kostenlose Führungen durch das Museum im Stasi-Bunker angeboten. An diesem Tag können die Gäste außerdem 14.00 Uhr an der Ausstellungseröffnung des Museums teilnehmen. Zum Abschluss des Tages lädt das Bürgerkomitee Leipzig e.V. und die Kreistag-Wurzen-Stiftung nach Wurzen in das Kulturhaus Schweizergarten ein. 19.00 Uhr beginnt dort im Blauen Saal eine spannende Diskussionsrunde mit damaligen Akteuren der Friedlichen Revolution und der Auflösung des MfS im Kreis Wurzen.

 

Am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, öffnet das Museum von 10.00 bis 18.00 Uhr und bietet Führungen durch die unterirdische Anlage an. Darüber hinaus können sich die Besucher Filmdokumentationen zu den Ernstfallplanungen des MfS und den Bunkeranlagen der DDR ansehen. Für Imbiss und Getränke ist während des gesamten Festwochenendes gesorgt. Ausklang des Festprogramms wird ein Konzert mit der Band 2zuEins! sein. Von 16.00 bis 18.00 Uhr werden die beiden Leipziger Musiker das Publikum auf dem Außengelände der Bunkeranlage unterhalten.

 

Presseeinladung als pdf